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18.05.2022

Veränderung

Dass das Leben rundum konfliktreicher, die Diskussionen über gesellschaftliche Fragen härter und die Bereitschaft zum Konsens geringer geworden ist, wird wohl niemand, der einige Jahrzehnte auf der Welt ist, bestreiten. Einen bemerkenswerten weiteren Aspekt zu dieser Wahrnehmung bietet jedoch die Medienpsychologie: Wenn nämlich jahrelang ausgestrahlte Fernsehserien analysiert werden wie vor einiger Zeit etwa der „Tatort“, die erfolgreichste Krimi-Reihe im deutschsprachigen Raum, mit wöchentlich insgesamt an die 10 Millionen Zuseher und mehr in Deutschland und Österreich.
Denn in diesen seit 1970 gezeigten „Tatort“-Sendungen wird – bei näherem Hinsehen – die Veränderung in unserem Lebensumfeld deutlich. An vielen Beispielen zeigt sich da, dass Brutalität und Gewalt im Laufe der Jahre zu immer stärkeren Elemente wurden, dass die Verbindung von „Sex and Crime“ immer explizierter dargestellt wird und dass der Umgang der Menschen miteinander in den aktuellen Folgen viel härter und konfliktgeladener ist als noch vor drei, vier Jahrzehnten. Ganz offensichtlich vor allem auch im Umgang zwischen den Arbeitskollegen, also Kommissaren.
Nun könnte man einwenden: Naja, Fernsehen ist eben Fiktion, ein Fernsehkrimi soll unterhalten und ist doch schließlich keine Dokumentation des realen Lebens.
Zu einfach gedacht. Denn gute Filme bilden irgendwie immer Mechanismen und Umgangsformen der Gesellschaft ab – die Gestalter und Produzenten wollen schließlich Erfolg mit ihrem Produkt haben und versuchen daher, zeitgeistig zu sein. Das geschieht manchmal zwar verdeckt, auf Umwegen, doch für Jeden, der es sehen will, erkennbar. Die Franz Antel’schen Wachau-Spielfilme der 1950er-Jahre waren in ihrer Weise natürlich genauso ein „Kind der Zeit und der Gesellschaft“ wie die heutigen „Tatort“-Krimis über Gewalt in Familie und Gesellschaft, über Konflikte zwischen gesellschaftlichen Gruppen, über organisiertes Verbrechen und politische Machtspiele.
Und wer genau hinsieht, merkt, dass sich auch in der scheinbaren Wohlfühloase, im engen eigenen Umfeld viel verändert hat. Auch wir sind schließlich „Kinder der Zeit und der Gesellschaft“, die uns täglich mehr abverlangt als früher, mehr Konflikte beschert, weniger Zeit lässt. Dass Diskussionen mit Freunden oft sehr „deutlich“ geführt werden, das hat es schon immer gegeben. Aber: Wie steht es, abgesehen davon, überhaupt um den Umgang miteinander?



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